Regina Elmenthaler
Pferdewirtin FN – klassische Reitausbildung
Turnierrichterin der Landeskommission Schleswig-Holstein
Mentorin für Nachwuchsrichter und Höherqualifikationen
Mein persönlicher Blick auf die Dinge
Mittlerweile sind es tatsächlich etliche Jahrzehnte, die ich mich mit der Ausbildung von Reiter und Pferd beschäftige.
Gleich vorweg: Bei allem Zeitgeist, der mir begegnet ist, hat sich der klassische Ausbildungsweg für mich immer wieder als beständig und richtig erwiesen.
Das Pferdewohl rückte über die Jahre vermehrt in den Fokus.
Die Ständerhaltung wurde abgeschafft. Der Montag als absoluter Stehtag in Turnierställen ebenfalls. Es wurde damals sogar den Pferdebesitzern der Zugang verboten. Fenster und Türen verrammelt und verriegelt.
Ausgiebiger Weidegang, Winterauslauf oder Boxenfenster waren exotisch anmutende Wünsche von Einstellern in Pensionsställen. Ebenso die individuelle Fütterung. Stacheldraht als Weideeinzäunung oder verschimmelte Futtermittel liegen weitesgehend in der Vergangenheit.
Vieles im Management wurde über die Zeit pferdegerechter. Sei es bei der Entwicklung von Reitböden, dem Bau von Aktivställen, Paddockboxen, Beregnungsanlagen oder Führmaschinen. Eine schier unendliche Auswahl an Futtermitteln steht zur Individualisierung der Versorgung zur Verfügung. Ebenso unterschiedlichste Möglichkeiten der Boxeneinstreu bis hin zum Heubedampfer.
Die Pferdezucht legt neben den Leistungskomponenten immer mehr Wert auf die Rittigkeit. Die tierärzliche Diagnostik befindet sich auf höchstem Niveau. Unterstützt von Osteopathen, Chiropraktikern und Physiotherapeuten. Massagepistolen und Magnetfelddecken sind täglich auf den Stallgassen im Einsatz.
Die Ausrüstungsindustrie entwickelt anatomisch angepasste Genickstücke, Reithalfter, Gebisse, Sättel & Co.
Dann ist ja Alles chic ! Oder ? Naja, da ist dann noch der Faktor Mensch !
In der Praxis hängt das tatsächliche Wohlbefinden des einzelnen Pferdes von den Menschen ab, die in seinem Umfeld die Entscheidungen treffen.
Vom Pferdebesitzer, Reiter, Stallpersonal, Sattler, Tierärzte, Schmied, Richter und maßgeblich auch dem Ausbilder.
Die Umsetzung und Förderung der pferdegerechten, klassischen Ausbildung hat mit dem Tempo der oben genannten „Hardwareentwicklung“ nicht Schritt gehalten.
Das Gefühl für das Pferd, seine Stärken und Schwächen und das Teambuilding, gibt es für kein Geld der Welt zu kaufen. Ebenso wenig Geduld und Ausdauer.
Warum sonst gerät der Reitsport immer mehr in die öffentliche Kritik?
Reiten wird als olympische Sportart in Frage gestellt.
Gehypte Jahrhundertpferde werden vom System emporgehoben, um dann regelrecht hingerichtet zu werden.
Reiten ist im Fünfkampf , nach öffentlichem Skandal, gestrichen worden.
Immer häufiger kommt es zur Aufdeckung von pferdefeindlichen Trainingsmethoden im professionellem Stil, die von der Lobby gedeckelt werden.
Tierschutzorganisationen schauen genauer und kritischer hin.
„Das Pferd als Sportgerät“
Es geht hier nicht um die Rettung der Welt, aber jeder kann bei sich und im Umfeld beginnen.
Eigenverantwortlich! Mit gesundem Menschenverstand!
Häufig wird die „FN-Reiterei“ verteufelt und für die Missstände verantwortlich gemacht. Grundlegend ist es nicht die Ausbildungsskala an sich, die zu den schlechten Bildern führt. Es ist ihre missverstandene Interpretation.
Wer sich einmal mit der Skala befasst, sie verstanden und in seinen eigenen Möglichkeiten umgesetzt hat, kann nachvollziehen was ich meine.
Die positiven Bilder, die ins Auge fallen, sind auf jedem Fall auf dem klassischen Ausbildungsweg entstanden.
Schlechte Bilder sehen wir, durch die falschverstandene Umsetzung, in jeder Reitweise.
Sich im eigenen Einflussbereich an den richtigen Vorbildern orientieren! Es gibt sie, bis hin in den Spitzensport.
Also, auf geht`s!
In ihrer Verantwortung dem Pferd gegenüber, müssen sie sich als sein Manager und Trainer eine Menge Fachwissen aneignen.
Holen sie sich einen erfahrenen und kompetenten Ausbilder an ihre Seite. Sie können ihn unter anderem am Trainingsfortschritt seiner Schüler erkennen und auch an seinem klaren Trainingskonzept. Fragen sie nach, lassen sie sich Zusammenhänge erklären.
Wieso ? Weshalb ? Warum ? . . . Seien sie neugierig!
Der Blick für das „große Ganze“ ist wichtig, um sich dann gemeinsam auf den Weg zu machen.
Eine gewissen Anstrengungsbereitschaft, bei allen Beteiligten, ist dabei auf jeden Fall Voraussetzung.
Das Erfühlen und Kommunizieren mit dem Pferd findet in der Praxis statt, nicht im Internet.
Lassen sie sich auf das „Erlebnis Pferd“ ein. Komplett analog und nicht nur oberflächlich!
Umso unbezahlbarer ist das Gefühl, wenn sich Fortschritte einstellen und die Sache an Fahrt aufnimmt.
Für einen NICHT- Reitverrrückten nur schwer nachvollziehbar und für uns Reiter das pure Glück.